15’000 Protest-Mails, eine Posting-Aktion auf Facebook und 1800 Buhruf-Videos wurden in den vergangenen Tagen an Sepp Blatter adressiert. Auf die Forderungen nach einer fairen WM für die brasilianischen StrassenhändlerInnen hat die Fifa mit Augenwischerei reagiert. Der Bericht zum zweiten Teil der Solidar-Sensibilisierungskampagne.
Bei der Kampagne von Solidar Suisse für eine faire WM haben bisher über 15’000 Personen eine Protest-Mail an Sepp Blatter geschickt und/oder auf der Facebook-Fanpage des Fifa World Cup einen Kommentar gepostet. Trotz der breiten Unterstützung stiessen die Anliegen von Solidar Suisse bei der Fifa bisher auf taube Ohren. Es wurde einzig angekündigt, dass bis zu 3000 StrassenhändlerInnen für den Verkauf von Produkten der Fifa-Sponsoren akkreditiert werden sollen. Damit gibt sich Solidar Suisse nicht zufrieden.
Fifa-Präsident Sepp Blatter mag keine Buhrufe. Sie sind auch der Grund, weshalb er an der WM-Eröffnungsfeier keine Rede halten wird. Kampaweb hat deshalb für Solidar Suisse eine Online-Aktion entwickelt, bei der UnterstützerInnen ihren persönlichen Buh-Ruf aufnehmen, auf Youtube publizieren und via Social Media teilen können. Bis heute sind bereits mehr als 300 Buh-Videos zusammengekommen und über 1700 Menschen haben die Buhruf-Aktion unterstützt. Besonders erfreulich ist dabei, dass Menschen unterschiedlichsten Alters teilgenommen haben und damit dem Engagement von Solidar Suisse ein Gesicht gegeben haben.
Bei der Buhruf-Aktion wird das Video mittels Webcam oder eingebauter Kamera des Smartphones und dem Dienst CameraTag aufgenommen und in einen dafür eingerichteten Youtube-Kanaleingespeist. Ist der Buhruf hochgeladen, kann man ihn via Social Media teilen und das Video beispielsweise direkt auf Facebook posten. Das neue Feature wurde für alle gängigen Geräte und Browser optimiert und ist eine gelungene Erweiterung der Mobilisierungsplattform Kampatools.
Mit dieser interaktiven Aktion gibt Solidar Suisse ihren UnterstützerInnen die Möglichkeit, ihren Unmut über das fehlende Engagement der Fifa für eine faire WM auf spielerische und persönlichen Weise auszudrücken. Der Aufruf, Sepp Blatter auszubuhen, ist auf der Facebook-Fanpage von Solidar nicht unumstritten. So reichten die Kommentare von "Tolle Aktion" bis hin zu "Wenn man schon andere kritisiert, dann doch bitte mit Niveau… Buhrufe sind respektlos." Gute Aktionen polarisieren eben.
Solidar Suisse hat gestern Mittwoch am Paradeplatz weitere Buhrufe von Passanten gesammelt und auf seine Anliegen aufmerksam gemacht.
Auch medial konnte sich Solidar Suisse in den letzten Tagen Gehör verschaffen. So war Alexandre Mariéthoz letzte Woche Gast in der Sendung Infrarouge von Radio Télévision Suisse und die Solidar Suisse-Direktorin Esther Maurer vorgestern im Club von SRF.
Zum Abschluss der Kampagne lädt Solidar Suisse zu einem Torspende-Spiel ein. UnterstützerInnen wählen ihre Lieblingsmannschaft aus, legen den Spendenbetrag pro Tor fest und übermitteln diese Informationen zusammen mit ihren Adressangaben. Der fällige Spendenbetrag wird nach Abschluss der WM errechnet.
Solidar-Kampagnenleiterin Fabienne Widmer mag Fussball und schaut der WM mit gemischten Gefühlen entgegen: "Ich werde mir die WM-Spiele auch anschauen und mitfiebern. Es wäre schön gewesen, hätte die Fifa die Chance gepackt, und die WM zu einem Fest für alle gemacht. Doch wir bleiben am Ball - für die Turniere in Russland (2018) und Katar (2022), die auch unter einem schlechten Stern stehen."